Den Patienten im Blick

Bedürfnisse unterschiedlicher Altersgruppen verstehen

Alterssensible Architektur in der Geriatrie

Alterssensible Architektur in der Geriatrie spielt eine essenzielle Rolle bei der Gestaltung von Umgebungen, die den spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen optimal entsprechen. In einer Gesellschaft, die zunehmend von einer alternden Bevölkerung geprägt ist, gewinnt die Schaffung von geriatrischen Einrichtungen, die den physischen und kognitiven Herausforderungen älterer Menschen gerecht werden, zunehmend an Bedeutung. Die Architektur spielt eine maßgebliche Rolle dabei, eine Umgebung zu gestalten, die nicht nur funktional ist, sondern auch die Lebensqualität und Selbstständigkeit älterer Menschen nachhaltig fördert. Dieser Ansatz erfordert ein tiefes Verständnis der altersbedingten Veränderungen, um Räume zu schaffen, die Sicherheit, Komfort und uneingeschränkte Zugänglichkeit gewährleisten. Im Folgenden wird eine eingehende Analyse der Prinzipien und Herausforderungen der alterssensiblen Architektur in der Geriatrie präsentiert.

Bedarf­sanalyse für geriatrische Ab­teilungen in Krankenhäusern

Büroeinrichtung in einer Geriatrie

Grundlagen der alterssensiblen Architektur


Ältere Menschen haben spezielle Bedürfnisse und Therapieanforderungen an Krankenhäuser. Im Alter treten vermehrt Einschränkungen der Beweglichkeit, der Kraft oder der Fingerfertigkeiten auf. Auch die Sinne – vor allem das Sehen oder Hören – können stark eingeschränkt sein. Gleiches gilt für das Gedächtnis, die Koordination oder Informationsverarbeitung. 

Kliniken und Krankenhäuser müssen dem Rechnung tragen, dass die Welt für ältere Menschen eine andere ist als für jüngere Patienten. Umgebungen können optisch verschwimmen und fremd wirken. Äußere Reize können überfordern, da sie nicht mehr richtig verarbeitet werden. Wenn sich Menschen in ihrer Umwelt nicht mehr zurechtfinden, kann das zu Angstzuständen, Hilflosigkeit oder sogar Aggression und dem Rückzug aus dem Sozialleben führen. Eine angepasste Architektur in geriatrischen Bereichen kann auf die speziellen Anforderungen in Kliniken, Krankenhäusern und Seniorenheimen reagieren.

Eingeschränktes Seh- und Hörvermögen im Alter


Studien haben bestätigt, dass wir den Großteil unserer Umgebung zunächst mit den Augen abscannen, bevor die anderen Sinne unser Wahrnehmungserlebnis mit Informationen anreichern. Im Alter kann die Sehkraft jedoch durch verschiedene Krankheitsbilder stark beeinträchtigt sein.

Symptome von Augenerkrankungen können eine verminderte Sehschärfe, Lichtempfindlichkeit, vermindertes Farb- und Kontrastsehen, Gesichtsfeldeinschränkungen und der zentrale Visusverlust mit sich bringen. Im Allgemeinen wirkt die Umgebung deutlich dunkler und farbloser, da weniger Licht durch die verkleinerten Pupillen einfällt. Dies schränkt die Wahrnehmung von kurzwelligem Licht (blau, grün, violett) ein. Langwelliges Licht (gelb, orange, rot) wird besser wahrgenommen.

Mit dem Hören ist oftmals eine weitere zentrale Sinneswahrnehmung von älteren Menschen beeinträchtigt. Mögliche Symptome können hier eine Störanfälligkeit für Hintergrundgeräusche oder eine gravierende Störung des Sprachverstehens sein. Dies erschwert nicht nur die Kommunikation, sondern führt zu Verunsicherungen, Angst, Ausgrenzung, Isolation oder Depressionen, da man nicht mehr am gewohnten Leben teilhaben kann.
 

Einrichtung Cafetria eines Klinikums

Patienten leiten

Farb- und Kontrastgestaltung hilft Patienten, sich in der Krankenhausumgebung zurechtzufinden

Geriatrie-Einrichtung planen

TwentyOne Cafe im DEW21 Stadtzuhause

Geriatrie-Design im Gesundheitswesen


Der gezielte Einsatz von Farben und Kontrasten kann die Welt der Patienten formen, ihnen Orientierung geben und Barrieren aufzeigen wo diese notwendig sind. Indem die Krankenhausumgebung deutlich kontrastreicher als die bisher weißen, Standardräume gestaltet werden, kann vielen der geriatrischen Herausforderungen gegengesteuert werden. Böden sollten dunkler als die Wände oder Decken gestaltet sein, Decken wiederum deutlich heller als die Wände. Wegeführung kann mit einer stärkeren Beleuchtung oder mit Farben aus dem langwelligen Farbspektrum hervorgehoben werden. In Badezimmern sorgt der Einsatz von Kontrasten zwischen den Wänden, den Waschbecken, Toiletten oder Spülkästen für bessere Sichtbarkeit. Sind die Handläufe neben den Toiletten oder der Duschstuhl farblich hervorgehoben, können Stürze verhindert werden. 

Zwei Mitarbeiter in einer grünen Kommunikationsnische am Tisch

Innovative Konzepte für geriatrische Pflegeeinrichtungen


Eine gute Raumakustik leitet die Patienten zusätzlich durch die Station. Gemeinschaftsräume werden schon von Weitem wahrgenommen, da die Stimmen der anderen Patienten und Besucher gehört werden. Der Patient weiß, dass hier ein belebter Ort ist, er hier Gesellschaft und gegebenenfalls Auskunft und Hilfe findet. In den einzelnen Räumen selbst ermöglicht die durchdachte Raumakustik einen guten Austausch und reduziert Störgeräusche.

Zudem hilft eine einfache und klare Symbolik, Patienten durch die Klinik zu geleiten. Diese wird gut sichtbar und verständlich auf Augenhöhe der Patienten platziert und fällt dank auffälliger Farbgebung direkt ins Auge.

Richtlinien für geriatrische Pflege­einrichtungen

Empfang MVZ Euregio Klinik in Bad Bentheim

Aspekte des Geriatrie-Designs


Fest steht: Alterssensible Architektur in der Geriatrie muss auf die speziellen körperlichen und psychischen Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet sein. Als Gestaltungsgrundlage dienen die folgenden sechs Richtlinien:

Eine alterssensible Architektur in der Geriatrie

  • schützt die Sicherheit älterer Mensche
  • schafft eine vertraute Umgebung für emotionale Sicherheit
  • bietet sensorische und geistige Anregungen
  • unterstützt vorhandene Kompetenzen und fördert damit die Unabhängigkeit
  • schützt die Privatsphäre
  • fördert die soziale Interaktion
Jugend-Therapieraum in der Euregio Klinik Kinder- & Jugendpsychiatrie

Demenzkranke Menschen als besondere Patientengruppe


Der Umgang und die Pflege von demenzkranken Personen ist für das Fachpersonal besonders herausfordernd, da die Patienten nicht nur körperlich eingeschränkt sind, sondern auch vergessen, dass sie überhaupt krank sind. Sie verstehen nicht, warum sie sich in einer fremden Umgebung befinden und möchten sie deswegen verlassen. Die demenzsensible Architektur bietet über die geriatrische Krankenhausplanung hinaus zusätzliche Lösungsansätze.

Geriatrie-Experten in Kranken­hausplanung konsultieren

Den wachsenden Bedarf an alterssensibler Planung in Kliniken hat auch das Land NRW erkannt und stellte im Jahr 2022 Mittel in Höhe von rund 100 Mio.€ für die Förderung von Altersmedizin zur Verfügung. Als Innenarchitekten und Architekten mit Kompetenzschwerpunkt im Gesundheitswesen, stehen wir Ihnen als Experten zur Seite. Wir gestalten die für Ihre Mitarbeitenden und Patienten beste Umgebung, in der Wohlbefinden und Zufriedenheit steigen. Von der Antragsstellung über die Planung bis zur Umsetzung einer modernen Geriatrie, die optimal auf die täglichen Anforderungen ausgerichtet ist. 

Autorin: Charleen Grigo | Head of Healing Architecture

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